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Filmanalyse – Visuelle Sprache und filmische Gestaltungsmittel

 

Junge Menschen gehen oft ins Kino und sind von der Wirkmächtigkeit der Bilder fasziniert. Sie suchen filmische Figuren und Rollenbilder, mit denen sie sich identifizieren und Entwicklungsthemen symbolisch verarbeiten können. In ihrer Suche nach Orientierung bieten ihnen Filme vielerlei Erlebniswelten, die eine identitätsrelevante Wirkung entfalten können. Die Wirkung filmischer Fiktionalität muss allerdings nicht mit einer bewussten Rezeption der Jugendlichen einhergehen, sondern erfolgt oft intuitiv und ohne explizite Kenntnis filmischer Gestaltungsmittel.

 

Je nachdem, wie sich Kadrage, die Einstellungsgröße, die Perspektive, die Kamerabewegung und die Montage zu der Erzählfolge verhalten, wie also im Einzelnen durch die Perspektiven, die Einstellungen und die Montage der Szenen und einzelner Bilderfolgen visuelle Bedeutungen hergestellt werden, können Filme unterschiedliche Wirkungen entfalten. Bei der Filmanalyse kommt es immer darauf an, die Bedeutungskonstruktion durch diese Gestaltungsmittel im Film insgesamt herauszuarbeiten. Erst auf Basis eines solchen „bewussten Sehens“ kann nachvollzogen werden, wie ein Film seine Wirkungen erzeugt, wie er die Sicht auf ein Thema oder die Bewertung einer Figur beeinflussen kann. Jugendliche können auf diese Weise filmische Identifikationsangebote besser einschätzen und bewusster entscheiden, an welchen Vorbildern oder Lebensentwürfen sie sich orientieren möchten. Insofern stellt das bewusste Sehen eine wichtige Kompetenz für eine selbstbestimmte Entwicklung dar.

 

Dementsprechend orientieren sich die hier vorgeschlagenen Unterrichtsangebote an folgenden Lernzielen: Die Schülerinnen und Schüler sollten filmische Mittel erkennen und diese in ihrem Wirkzusammenhang reflektieren können. Sie sollten Rezeptionsstrategien erwerben, die ihnen ermöglicht, filmische Codes zu entziffern und zu deuten, eigene Gefühle, Assoziationen und Gedanken in ein kritisches Verhältnis zu den ablaufenden Bildern zu setzen und in eine fragende Distanz zu den unmittelbaren Empfindungen zu kommen. Sie sollten die Manipulationspotenziale bewegter Bilder kennenlernen und genauer einschätzen können. Vor diesem Hintergrund sollten sie Filme nach unterschiedlichen (vorgegebenen oder selbst gewählten) Kriterien bewerten können. Die dargebotenen Weltbilder, Lebensanschauungen und Wertvorstellungen sollten sie kritisch analysieren und einordnen können. Als Arbeitsmaterial steht hierfür der Kurzfilm „Herman the German“ zur Verfügung, der auf die Schülerinnen und Schüler einen besonderen Reiz ausüben dürfte.

Unterrichtsvorschläge

  • 1.) Einstieg: Filme und ihre Wirkung (45 Min.)

    In einem Unterrichtsgespräch werden die Schülerinnen und Schüler gebeten, Filme zu nennen, die eine starke Wirkung auf sie ausgeübt haben. Sie sollen beschreiben, welche Wirkungen dies waren und Thesen darüber anstellen, wie diese Wirkungen zustande kamen. Ihre Rezeptionserfahrungen können dabei zur Sprache kommen und an ihr vorhandenes Wissen über Filmsprache kann angeknüpft werden.

    In dem Gespräch werden einzelne Aspekte der Filmsprache wie Schnitt, Licht, Farben, Einstellungsgrößen oder Perspektiven festgehalten und z.B. auf einem Plakat (Papierbogen, Tafel, Smartboard o.ä.) festgehalten. Dabei werden erste Vermutungen darüber angestellt, welche Rolle diese filmischen Gestaltungsmittel für die Wirkung eines Filmes spielen können.

     

    Material:

    Filzstifte
    Papierbogen (mindestens DIN A3)
    Tafel oder Smartboard

     

  • 2.) Wie könnte es weitergehen? Anfangssequenz und Grundbegriffe filmischer Ästhetik (90 Min.)

    Die Anfangssequenz des Films "Herman the German" (Sequenz 1, „Die Hauptperson stellt sich vor“) wird im Plenum gezeigt. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, parallel zum Sehen des Ausschnittes Notizen anzulegen. Es kann alles notiert werden, was während des Rezeptionsvorganges „durch den Kopf“ geht. Die Sequenz kann auch mehrmals wiederholt werden. Die Reflexion des weitgehend unbewussten Rezeptionsvorganges mit Hilfe der inneren Verbalisierung ist eine Rezeptionsstrategie, um das Verarbeitungstempo beim Sehen zu verlangsamen. Dabei können die Schülerinnen und Schüler Distanz zu den unmittelbaren Eindrücken gewinnen.

    Der Beginn eines Films zeigt häufig in konzentrierter Form die Grundstimmung oder Thematik eines Films insgesamt. Daher sollen die Schülerinnen und Schüler anschließend Vermutungen anstellen, wie es weitergehen wird in dem Film, um welche Thematik, welche Zeit oder welches Milieu es sich handeln könnte. Diese Hypothesen können mit verschiedenen Gestaltungsmitteln, die die Schülerinnen und Schüler bereits kennen, in Zusammenhang gebracht werden. Die Thesen sollten schriftlich auf einem Plakat oder Flip Chart festgehalten werden, damit im weiteren Verlauf der Unterrichtsangebote immer wieder Bezug auf sie genommen werden kann.

    Anknüpfend an die zur Sprache gekommenen Gestaltungsmittel, kann die Lehrkraft mit Hilfe der Vorlage „Grundbegriffe filmischer Ästhetik“ sowie der Text-Bild-Seiten „Filmzeichen“ bereits an dieser Stelle relevante Grundbegriffe filmischer Ästhetik erläutern.

    Anschließend wird der Film „Herman the German“ in voller Länge betrachtet. Zur Erläuterung der Hintergründe wird eine Kurzbeschreibung des Films ausgegeben. Der Film hat eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren.


    Material: